11. November 2024 agvs-upsa.ch – Der alljährliche Konjunkturausblick für das Schweizer Autogewerbe von BAK Economics verheisst für 2025 eine leichte Erholung auf dem Neuwagen- und Occasionsmarkt. Die wirtschaftliche Situation und damit die Konsumstimmung würden 2025 wieder optimistischer. Grössere Nachholeffekte dürften jedoch ausbleiben, prognostizieren die Experten. Ilir Pinto


Der Konjunkturausblick 2025 von BAK Economics wurde an der Markenkommissions-Sitzung vom 7. November 2024 präsentiert. Fotos: AGVS-Medien

Alljährlich wird der von BAK Economics erstellte Konjunkturausblick für das Schweizer Autogewerbe mit Spannung erwartet: Das unabhängige Wirtschaftsforschungs- und Beratungsinstitut aus Basel verfasst den Konjunkturausblick regelmässig im Auftrag des AGVS. Der Konjunkturausblick 2025 wurde am 7. November 2024 den Präsidenten der Händlerverbände im Rahmen der Markenkommissions-Sitzung vorgestellt.
Nachdem sich 2023 auf dem Neu- und Gebrauchtwagenmarkt eine deutliche Erholung eingestellt hatte, kämpft der Neuwagenhandel 2024 wieder mit einer erschwerten Marktsituation: Die Anzahl der Neuimmatrikulationen ist wieder rückläufig. Neu sind in diesem Jahr Fahrzeuge mit einem Voll- oder Mildhybridantrieb die beliebtesten auf dem Neuwagenmarkt – mit einem Marktanteil, der auf 32,7 Prozent gestiegen ist. Bei den Fahrzeugen mit klassischem Verbrennungsmotor sowie bei den rein elektrischen Fahrzeugen war die Anzahl der Neuzulassungen hingegen rückläufig.

Vorkrisenzahlen bleiben unerreicht
Das Wirtschaftsforschungsinstitut konstatiert entsprechend ein zögerliches Konsumentenverhalten, wenn es um Neuwagen geht: Ende September 2024 lagen die Erstzulassungen 3,9 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Dieses Minus wird offenbar nicht aufgeholt: Laut BAK Economics ist dieses Gesamtjahr mit einem Rückgang um 3,7 Prozent auf 243'000 Fahrzeuge zu rechnen.


Grafiken: BAK Economics
 
Unter Berücksichtigung der sich weiter verbessernden wirtschaftlichen Lage sowie der damit verbundenen erwarteten Verbesserung der Konsumentenstimmung könne man laut den Experten im Jahr 2025 mit einer leicht positiven Bilanz rechnen: Die Anzahl der Neuzulassungen werde mit 246'000 prognostizierten Neuzulassungen verglichen mit 2024 um 1,3 Prozent höher ausfallen. Somit lässt der von vielen Garagistinnen und Garagisten erwartete Nachholeffekt auf dem Fahrzeugmarkt auf sich warten – und das Vorkrisenniveau bleibt wohl noch länger unerreicht.



Bei den Occasionen dominieren Verbrenner
Anders als der Neuwagenmarkt kann der Occasionshandel im laufenden Jahr ein leichtes Plus verzeichnen. Benziner und Diesel jedoch weisen auf dem Occasionsmarkt, auf dem Verbrenner mit 85 Prozent nach wie vor vorherrschen, einen Rückgang auf. Allerdings konnten die Hybrid- und Elektroautos dieses Minus wettmachen: Der Occasionshandel verzeichnet per Ende September 2024 daher ein Plus von 1,6 Prozent gegenüber der gleichen Periode im Vorjahr. Diese leicht positive Entwicklung soll sich laut BAK Economics auch im letzten Quartal fortsetzen: Für das Gesamtjahr 2024 erwartet das Wirtschaftsforschungsinstitut einen Anstieg der Halterwechselzahlen um zwei Prozent auf 768'000 Fahrzeuge.



In Anbetracht der sich weiter verbessernden wirtschaftlichen Lage sowie der weiter tendenziell sinkenden Preise für Occasionsfahrzeuge könne im Jahr 2025, heisst es seitens BAK Economics, mit einer positiven Bilanz gerechnet werden: Prognostiziert wird ein Anstieg der Halterwechsel um 2,2 Prozent auf 785'000 Fahrzeuge. Dabei werde sich der Trend hin zu Hybriden im nächsten Jahr fortsetzten. Reine Elektrofahrzeuge dürften sich hingegen auch im nächsten Jahr – auch aufgrund ihrer aktuell eher tiefen Restwerte – erneut mit einer herausfordernden Marktsituation konfrontiert sehen.


 

Video mit Markus Hesse, Präsident Markenkommission AGVS, Julian Burkhard von BAK Economics, sowie Thomas Rücker, Direktor Auto-Schweiz

Anstieg des Werkstattumsatzes
Deutlich positiver prognostiziert BAK Economics die Entwicklung im Werkstattbereich: Das Wachstum im Werkstattgeschäft sei auf eine weiterhin gute Auslastung der Werkstätten durch den zunehmend älteren Fahrzeugbestand, aber auch auf die Preisentwicklung zurückzuführen. Hierzu schreibt BAK Economics: «Im laufenden Jahr sind die Kostenkomponenten der Garagisten (Preise für Ersatzteile, Pneus und Arbeit) weiter angestiegen, was auch zum Anstieg der Verrechnungspreise geführt hat.» Im laufenden Jahr erwartet das Wirtschaftsforschungsinstitut ein Umsatzwachstum von 1,9 Prozent und für 2025 ein Wachstum von 1,4 Prozent.



Das Realeinkommen wächst
 «Mit global wieder rückläufigen Inflationsraten ist der Grundstein für die konjunkturelle Erholung zwar gelegt», heisst es im Report von BAK Economics. Dennoch hätten beispielsweise die nach wie vor hohen Energiepreise weiter einen dämpfenden Effekt. Von diesen Faktoren bleibe der Neu- und Gebrauchtwagenmarkt abhängig. BAK Economics erwartet für 2024, dass die Teuerung im Jahresschnitt bei 1,2 Prozent liegen werde. Im kommenden Jahr dürfe sie mit 0,6 Prozent nochmals deutlich tiefer ausfallen.
 
Die Experten schreiben diesbezüglich: «Die tieferen Inflationsraten führen bei den Konsumenten auch wieder zu einem Zuwachs der real verfügbaren Einkommen.» Konkret sei im Jahr 2025 ein Zuwachs von 1,6 Prozent zu erwarten. Möglicherweise komme die verbesserte Kaufkraft auch dem Autokauf zugute. Da die Preise laut BAK Economics sowohl für Neufahrzeuge als auch für Occasionen im kommenden Jahr sinken würden, werde dies den Autokauf für Konsumentinnen und Konsumenten attraktiver machen.