«Die Sicherheit ist keine Frage des Antriebs»

Boxenstopp mit Rodolfo Schöneburg

«Die Sicherheit ist keine Frage des Antriebs»

2. November 2021 agvs-upsa.ch – Spannende Persönlichkeiten aus der Autobranche berichten über Aktualität und Strategien. Heute gibt Rodolfo Schöneburg von der Daimler AG im Vorfeld der Tagung Fahrzeugsicherheit, die am 24. und 25. November in Berlin stattfindet, Auskunft über die Unfallforschung. 

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Quelle: Istock/Daimler

Herr Schöneburg, ist die Fahrzeugsicherheit eine Frage des Antriebs? 
Rodolfo Schöneburg, Leiter des Fahrzeugsicherheit, Betriebsfestigkeit und Korrosionsschutz Centers bei Daimler AG und Inhaber einer Honorarprofessur an der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Dresden: Generell gilt nach Meinung der Experten, dass das Sicherheitsniveau eines Fahrzeugs nicht von seiner Antriebsart abhängen kann und darf. Es gibt zahlreiche innovative Lösungen bei den Automobilherstellern, die dazu beigetragen haben, das sehr hohe Sicherheitsniveau der konventionell angetriebenen Fahrzeuge ohne Abstriche auf elektrisch oder hybrid angetriebene Fahrzeuge zu übertragen.

Kann diese Meinung auch seitens Unfallforschung belegt werden? 
Aus den bislang vorliegenden Erkenntnissen der Unfallforschung und anhand aktueller Ratingtests von Euro-NCAP oder Aussagen des Insurance Instituts for Highway Safety IIHS in den USA lässt sich ableiten, dass bei richtiger Fahrzeugauslegung die Sicherheit keine Frage des Antriebs ist. Natürlich unterscheiden sich die technischen Lösungen bei Elektrofahrzeugen, neben dem Insassenschutz rücken neue Aspekte in den Vordergrund, die vor allem den Umgang mit Hochvoltsystemen betreffen. Die Anforderungen an den Insassenschutz sind aber weitgehend unabhängig vom Antriebskonzept.

Wie wirkt sich die Elektromobilität auf das Unfallgeschehen aus?
Die Förderung der Elektromobilität kann die Verjüngung der Fahrzeugpopulation beschleunigen. Da bei neuen Fahrzeugmodellen im Vergleich zu älteren Fahrzeugen generell grosse Fortschritte bei der Unfallvermeidung und der Unfallsicherheit zu verzeichnen sind, kann von einem positiven Einfluss auf das Unfallgeschehen ausgegangen werden.

Die Befürchtung, dass ein E-Auto in Brand gerät, ist bei einigen potenziellen Käuferinnen und Käufern noch verbreitet. 
Unfallbedingte Brände sind im Verkehrsgeschehen generell sehr selten. E-Fahrzeuge sind nach Meinung von Experten nicht häufiger von Bränden betroffen als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Die Fahrzeughersteller entwickeln die Fahrzeuge mit dem gleichen Sicherheitsanspruch wie die konventionellen Modelle, so dass unfallbedingte Brände möglichst selten vorkommen. 

Wie steht es um den Schutz vor Stromschlägen? 
Teil des Hochvolt-Systems sind neben der Batterie alle Komponenten mit einer Spannungslage höher als 48 Volt. Zur Vermeidung von Stromschlägen und hochenergetischen Kurzschlüssen hat zum Beispiel Mercedes-Benz ein mehrstufiges Hochvolt-Sicherheitskonzept vorgestellt, das Stromschläge äusserst unwahrscheinlich macht. Für Rettungskräfte verfügen die Fahrzeuge über zusätzliche Abschaltmöglichkeiten des HV-Systems, die sogenannten Rettungstrennstellen.
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